Aktualisierter Artikel vom 09.07.2023 (1. Fassung von 2003)
von Henning Müller-Burzler
Beim Epstein-Barr-Virus (EBV) handelt es sich um den Erreger des "Pfeifferschen Drüsenfiebers" (= Mononukleose), einer fieberhaften Erkrankung mit Kopf- und Gliederschmerzen, Rachen- und Mandelentzündungen sowie starken Lymphknotenschwellungen. Übertragen wird das Virus per Tröpfcheninfektion und somit auch über den Speichel, weshalb diese Krankheit im Volksmund Kusskrankheit genannt wird. Durch entsprechende Blutuntersuchungen (serologische Antikörperbestimmungen) kann eine akute Infektion eindeutig festgestellt werden.
Entstehung der chronischen EBV-Infektion
Neben der akuten Verlaufsform der Epstein-Barr-Virusinfektion gibt es auch die subakut-chronisch verlaufende Erkrankung, die besonders in den letzten Jahren neben anderen chronischen Infektionen, zum Beispiel mit Coxsackieviren, Adenoviren, Cytomegalieviren (CMV), Yersinien und Herpesviren, immer häufiger in allen Altersgruppen vorkommt.
Mittlerweile sollen bereits über 90 Prozent der Weltbevölkerung mit dem EBV infiziert sein. In Deutschland ist seit 2005 bis 2010 fast jeder Einwohner davon betroffen - es sei denn, man hat ein starkes Immunsystem, das eine Ansteckung mit diesem Virus sofort überwindet. Seit 2006 gab es deshalb kaum noch Neupatienten in meiner Praxis, die keine chronische Virusinfektion, insbesondere mit Epstein-Barr-Viren, hatten. Diejenigen, die virenfrei waren, hatten sich bereits durch eine entsprechende Therapie davon befreit und danach vor einer Neuinfektion geschützt, siehe EBV-Therapie am Ende des Artikels.
Die Hauptursache für die starke Zunahme von chronischen Virus- und Bakterieninfektionen ist ein durch negative Umwelteinflüsse (Umweltgifte, Strahlungsbelastungen etc.) und kranke Magen-Darm-Verhältnisse geschwächtes Immunsystem. Aus diesen Gründen nehmen nicht nur derartige Virusinfektionen, sondern auch Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten und viele andere Körperstörungen und chronische Krankheiten immer mehr zu. Für eine erfolgreiche Therapie und einen dauerhaften Infektionsschutz sollten diese Faktoren daher mitberücksichtigt werden.
Für die chronische Epstein-Barr-Virusinfektion gibt es zwei Entstehungsmöglichkeiten:
Zum einen entsteht sie immer dann, wenn eine akute Mononukleose nicht richtig vom Körper überwunden wird. Zurück können dann eine Menge vor sich hin schwelende Beschwerden bleiben, Liste mit den häufigsten Symptomen siehe weiter unten.
Zum anderen kann man die chronische Epstein-Barr-Virusinfektion auch bekommen, ohne jemals daran akut erkrankt gewesen zu sein. Diese Entstehungsmöglichkeit kommt heute mit Abstand am häufigsten vor.
Ansteckungswege für die EBV-Infektion
Eine Ansteckung mit diesem Virus kann über den Speichel, über Schleimhautkontakte und über das Blut erfolgen. Daher kann man sich nicht nur durch das Küssen anstecken, sondern auch über ganz normale Hand- und Hautkontakte und somit auch über Türklinken und andere häufig berührte Gegenstände. Epstein-Barr-Viren können außerhalb des Körpers bis zu mehreren Stunden, je nach Feuchtigkeit beziehungsweise Umgebungsmilieu sogar ein bis drei Tage überleben. Die Haupteintrittspforten der Erreger sind der Mund und die Nasen- und Augenschleimhäute. In der Regel gelangen sie über die eigenen Hände an diese Stellen.
Untersuchungsmethoden für das Epstein-Barr-Virus
Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche labortechnische Nachweismethoden und mehrere alternative Untersuchungsmethoden für eine Epstein-Barr-Virusinfektion.
Antikörpernachweis:
Bei der ersten Untersuchungsmethode werden spezifische Antikörper (Abwehrkörper des Immunsystems) gegen das Epstein-Barr-Virus im Blut untersucht. Bei einem Verdacht auf eine Infektion mit diesem Virus wird sie standardmäßig in den Arztpraxen angewandt.
Dadurch kann die akute Verlaufsform des EBV, das Pfeiffersche Drüsenfieber, eindeutig nachgewiesen werden. In diesem Fall sind spezifische Antikörper, sogenannte Immunglobuline der Klasse M, kurz IgM, gegen das Virus erhöht (EBV-VCA-IgM > 0, VCA bedeutet, dass die Antikörper gegen die Kapselhülle des Virus gerichtet sind). Sobald die akute Infektion abgeklungen ist, sinken die IgM-Werte auf null. Danach bleiben noch für lange Zeit spezifische Langzeitantikörper, die Immunglobuline der Klasse G, kurz IgG, erhöht (EBV-VCA-IgG > 0).
Ganz anders sieht es bei der chronischen EBV-Infektion aus. Denn bei dieser Verlaufsform liegen nur selten erhöhte IgM-Werte bezüglich dieses Virus vor. Ist der IgM-Wert dennoch positiv, also größer als null, spricht dies eindeutig für eine Infektion. In diesem Fall kann eine chronische EBV-Infektion ebenfalls mit der Antikörperuntersuchung nachgewiesen werden.
Ist der spezifische IgM-Wert jedoch bei null und sind ausschließlich die Langzeitantikörper, die IgG-Werte, mehr oder weniger stark erhöht, kann man dadurch keine eindeutige Aussage machen, ob die untersuchte Person eine chronische Epstein-Barr-Virusinfektion hat oder nicht. Denn einerseits bleiben die spezifischen IgG-Werte nach einer durchgemachten Erkrankung für lange Zeit im Blut erhöht, auch dann, wenn keine Viren mehr vorhanden sind, und andererseits sind sie ebenfalls dauerhaft erhöht, wenn man eine subakut-chronische EBV-Infektion hat.
Aus diesem Grund lässt sich die chronische Epstein-Barr-Virusinfektion mit dem üblicherweise angewandten Antikörpernachweis nicht optimal nachweisen.
Wesentlich besser eignet sich dafür der Direktnachweis des Epstein-Barr-Virus.
EBV-Direktnachweis:
Mit dem EBV-Direktnachweis kann man nicht nur die Viren selbst nachweisen, was mit den Antikörpernachweisen nicht immer möglich ist, sondern man kann damit auch die Intensität einer Infektion feststellen. Somit lässt sich mit dieser Untersuchungsmethode auch der Verlauf und Erfolg einer EBV-Therapie objektiv dokumentieren.
Am besten eignet sich dafür der direkte DNA-Nachweis der Viren mittels des PCR-Verfahrens (Polymerase Chain Reaction, Polymerase-Kettenreaktion). Damit lässt sich die EBV-Belastung quantitativ bestimmen.
Weil ein EBV-PCR-Test derzeit nicht immer von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird, wird er in den meisten Arztpraxen nicht standardmäßig gemacht und oft auch nicht angeboten.
Alternative Untersuchungsmethoden:
Neben den labortechnischen Blut- beziehungsweise Serumuntersuchungen gibt es zwar auch noch andere, zum Teil relativ gute Untersuchungsmethoden für die chronische Epstein-Barr-Virusinfektion, wie bestimmte kinesiologische oder energetische Tests oder Tests mit alternativmedizinischen elektronischen Geräten (Vitatec, Oberon, EAV, Bioresonanzdiagnostik etc.), diese sind schulmedizinisch jedoch nicht anerkannt.
In meiner Praxis verwende ich zur sicheren Diagnosestellung und zur Therapiekontrolle ebenfalls eine energetische Testmethode. Serologische Antikörperbefunde oder der Direktnachweis des Virus mit einem PCR-Text werden je nach Fall ergänzend einbezogen.
Allgemeine Entwicklung
Vor dem Jahr 2000 hatten die meisten Menschen in Deutschland und weltweit keine Antikörper gegen das Epstein-Barr-Virus oder nur sehr niedrige EBV-IgG-Werte, die zumeist nicht über 20 bis 40 U/ml lagen. Wenn damals eine Person, ohne jemals das Pfeiffersche Drüsenfieber gehabt zu haben, höhere IgG-Werte gegen das EBV hatte, war dies bereits ein nahezu sicherer Beleg dafür, dass sie eine chronische Infektion hatte.
In den letzten Jahren, vor allem nach 2005 hat sich diese Situation jedoch deutlich verändert. Die EBV-IgG-Werte stiegen von Jahr zu Jahr in der Bevölkerung an und heute sind Blutserumwerte von über 300 U/ml bereits keine Seltenheit mehr, auch dann, wenn man das Pfeiffersche Drüsenfieber nie gehabt hat. Wenn derart hohe Werte vor dem Jahr 2005 zweifelsfrei auf eine chronische EBV-Infektion hingedeutet hatten, werden sie heute in vielen Praxen bereits als normal betrachtet. Den Patienten wird dann entweder gesagt, dass sie nichts haben oder dass die hohen IgG-Werte für eine früher durchgemachte akute Infektion sprechen.
Der Grund für eine solche Interpretation der Blutwerte ist, dass man bei erhöhten EBV-IgG-Werten ohne erhöhte EBV-IgM-Werte keine eindeutigen Aussagen bezüglich des Vorhandenseins dieses Virus und seiner Virulenz machen kann, auch wenn die Gesamtentwicklung und die hohen IgG-Antikörperwerte für eine starke Verbreitung der chronischen Infektion sprechen. Eindeutig lässt sich eine chronische Infektion mit Epstein-Barr-Viren labordiagnostisch somit nur mit einem EBV-PCR-Test nachweisen.
Hauptsymptome der chronischen EBV-Infektion
Ob und wie stark man nach einer Infektion mit diesem Virus daran erkrankt, ist von der momentanen Immunlage abhängig. Eine Infektion muss bei gesundem Immunsystem daher keinesfalls zu einer Erkrankung führen. Ist das Immunsystem hingegen geschwächt, können die Epstein-Barr-Viren bestimmte Körperregionen oder den ganzen Körper befallen, wodurch die unterschiedlichsten Symptome entstehen können. Letztes ist seit einigen Jahren bei immer mehr Menschen der Fall.
Am häufigsten betroffen sind das Gehirn, bestimmte Nerven und Organe, wie zum Beispiel der Nervus vagus und sympathicus, die Leber, die Lymphknoten und Speicheldrüsen, die Muskeln und Gelenke, aber auch das Blut beziehungsweise die weißen und roten Blutkörperchen. Da die Intensität der Symptome von der Gesamtverfassung des Körpers und der Psyche abhängig ist, haben viele Betroffene entweder permanent dieselben Beschwerden oder sie kennen auch Phasen, in denen sie sich deutlich besser fühlen.
Mittlerweile geht man auch davon aus, dass das Epstein-Barr-Virus ebenfalls an der Entstehung von Krebs beteiligt sein kann.
Am häufigsten treten folgende Symptome auf:
Kopfschmerzen (Infektion verschiedener Großhirnbereiche)
Schwindel (Infektion des Gleichgewichtsorgans oder des Hör- und Gleichgewichtsnervs)
Epilepsie (Infektion bestimmter Gehirnbereiche)
psychische Störungen (Infektion bestimmter Gehirnbereiche und des Nervus sympathicus)
leicht erhöhte (subfebrile) Körpertemperatur, zeitweise bis 38°C, besonders bei Kindern (Infektion verschiedener Körperbereiche, insbesondere des Temperaturzentrums im Gehirn)
Konzentrationsstörungen bis hin zu ADS (= Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, meistens in Verbindung mit einer Giftbelastung des Gehirns und Allergien, siehe auch den Artikel "Chronische Erschöpfung und Hyperaktivität")
Gedächtnisstörungen (Infektion bestimmter Gehirnbereiche)
Schlafstörungen (Infektion der Schlafzentren)
chronische Erschöpfung und Müdigkeit (Infektion des Nervus vagus)
innere Unruhe (Infektion des Nervus sympathicus)
Nervenschmerzen (Infektion verschiedener sensibler Nerven)
Schilddrüsenstörungen (Über- und Unterfunktion, Infektion der Schilddrüse)
Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Herzziehen bis Herzschmerzen (Infektion des Reizleitungssystems, Plexus cardiacus und/oder Herzmuskels)
Leberfunktionsstörungen (Hepatopathie) mit Ausscheidungsstörungen (= Leberstau) für Stoffwechselendprodukte und Umweltgifte, mit oder ohne erhöhten Leberwerten (Infektion der Leber)
chronische Nierenbeschwerden, z. B. Nierenschmerzen, Blut und/oder Eiweiß im Urin (Infektion der Nieren)
Milzvergrößerung (Infektion der Milz)
Lymphknotenschwellungen (Lymphknoteninfektion)
rheumaähnliche Muskelschmerzen (Infektion von Muskeln)
Rückenschmerzen (Infektion der Rückenmuskulatur)
rheumaähnliche Gelenkbeschwerden (Infektion von Gelenken)
Blutbildveränderungen (Infektion und Zerstörung von bestimmten Blutkörperchen, z. B. durch Epstein-Barr-Viren bedingte Granulozytopenie, Lymphozytopenie oder Thrombozytopenie = Verminderung der Granulozyten, Lymphozyten oder Thrombozyten im Blut. Im Extremfall kann es auch zur Panzytopenie kommen = Verminderung aller Blutkörperchen.)
Hodenschmerzen (Infektion der Hoden)
Eierstockschmerzen (Infektion der Eierstöcke)
kann an der Entstehung bestimmter Krebsarten beteiligt sein
Wichtige Anmerkung: Alle aufgeführten Symptome können grundsätzlich auch andere Krankheitsursachen haben!
Entgiftungsschwierigkeiten bei infektionsbedingtem Leberstau
Wegen der häufig vorkommenden chronischen Infektion der Leber mit Epstein-Barr-Viren, aber auch mit Coxsackieviren, Adenoviren, Yersinien, Borrelien und bestimmten Parasiten, kann eine Entgiftungstherapie regelrecht zur Tortur werden. Infolge einer solchen Infektion ist die Leber nämlich geschwächt und befindet sich im Stau, wodurch sie die normal anfallenden Stoffwechselendprodukte und mit der Nahrung oder Luft aufgenommenen Umweltgifte nicht mehr optimal ausscheiden kann. Mit einer Zusatzbelastung aus mobilisierten "Altlasten" ist sie dann erst recht überfordert.
Das ist einer der Gründe, warum in der heutigen Zeit immer mehr Menschen große Schwierigkeiten mit Entgiftungskuren und Ernährungsverbesserungen haben. Denn auch eine Ernährungsverbesserung führt kurzfristig zu einer mehr oder weniger starken Entgiftung des Körpers, bis sich dieser an das neue Stoffwechselniveau gewöhnt hat. (Die vielfältigen Symptome eines Leberstaus werden ausführlich in den Kapiteln 19 und 20 im Buch "Auf den Spuren der Methusalem-Ernährung, Gesund und allergiefrei" beschrieben.)
Therapie und Heilungsmöglichkeiten für die chronische EBV-Infektion
Um sich von einer Epstein-Barr-Virusinfektion zu befreien, gibt es grundsätzlich zwei alternativmedizinische Wege. Denn chemisch-pharmazeutische Medikamente (Virostatika) gegen das
Epstein-Barr-Virus gibt es derzeit noch nicht.
Naturheilkundliche Therapie: Man wendet bewährte naturheilkundliche Therapiemethoden an. In meiner Praxis habe ich chronische Infektionen mit Epstein-Barr-Viren und Coxsackieviren sowie einige andere akute und chronische Infektionskrankheiten mehr als 15 Jahre lang mit großem Erfolg mit der "Siebener-Nährstoffkombination" behandelt. Ein großer Vorteil dieser Heilmethode ist, dass sie sich auch sehr gut für die Selbstanwendung eignet, siehe den Artikel "Therapie und Selbstbehandlung des Epstein-Barr-Virus (EBV) und anderer Virus- und Bakterienerkrankungen" .
Ernährungstherapeutische Heilmethode: Neben den naturheilkundlichen Heilungsmöglichkeiten gibt es auch einige ernährungstherapeutische Möglichkeiten, Viren, Bakterien und Parasiten im Körper zu überwinden. Mit einer allgemein gesunden Ernährungsweise im Sinne einer harmonisch und darmflorafreundlich kombinierten Vollwertkost kann man die meisten chronischen Virus- und Bakterieninfektionen zwar eindämmen beziehungsweise stark unterdrücken, für eine hundertprozentige Ausheilung muss das Immunsystem häufig aber noch stärker unterstützt werden, siehe hierzu den Blog-Artikel "Behandlung des Epstein-Barr-Virus (EBV) mit der Ernährung" und Praxistätigkeit.